mC und mB: Lernprozess Lund

Es war nicht die erste Schweden-Fahrt der Handballjungs der DJK Waldbüttelbrunn. Dennoch ist es immer wieder ein Offenbarungseid gegenüber dem deutschen Handball, wie unterschiedlich das Spiel im Norden Europas im Vergleich zum tropischen bayerischen Terrain ist: schnell, hart, erbarmungslos. Ein befreundeter Trainer eines starken deutschen Teilnehmers an den Lundaspelen 2019 sagte uns: “Ich weiß, dass wir hier keine Chance haben. Ich fahre hier hin, damit meine Spieler lernen, dass Fehler bestraft werden”.
Dies kann man auch mit DJK-Brille sicherlich so unterschreiben. Dennoch scheint der grün-weiße Dorfverein irgendwie Gefallen an diesem schnellen, harten, erbarmungslosen Handball zu haben. Die Leistungen des Büttelbrunner Trosses waren nicht perfekt, aber zufriedenstellend. Und da auch der Funfaktor dieses Jahr ausnahmslos ganz oben war, lässt sich der Trip wieder mal als voller Erfolg verbuchen.
Die beiden Mannschaften der DJK, Jahrgang 2006 und Jahrgang 2004, gingen durchaus mit unterschiedlichen Zielsetzungen an den Start. Während es für das jüngere der beiden Teams klar war, dass die Umstellung auf eine defensive Abwehrformation, mit der man bei den allermeisten Gegnern konfrontiert war, eine wahrscheinlich zu große Herausforderung wird, wollten die Älteren auch die klangvolleren schwedischen Teams zumindest ein bisschen kitzeln.
Die C-Jugend (Jahrgang 2006) fand sich in einer äußerst starken und ausgeglichenen Gruppe wieder, sodass es das ausgegebene Ziel der Mannschaft war, zumindest ein Vorrundenspiel zu gewinnen. Dies gelang auch gleich am ersten Tag gegen Staffanstorp HK und auch mit der Leistung gegen das wesentlich stärkere Team aus Eslöv war das Trainerteam zufrieden. Am zweiten Turniertag verletzte sich leider ein wichtiger Spieler so schwer, dass er nicht mehr ins Spielgeschehen eingreifen konnte. Von dieser Bürde erholte sich die Mannschaft nicht und musste leider drei weitere Niederlagen einstecken. Somit ging es als Fünftplatzierter in der sechs Teams umfassenden Vorrunde in die C-Playoffs. Wie bereits im letzten Jahr durfte hier dann ein 7m-Werfen nicht fehlen. Leider zog die C-Jugend hier knapp den Kürzeren – eine weitere Partie ohne Auswechselspieler (nach der Verletzung waren es leider nur noch sieben Spieler) wäre aber in Anbetracht der Tatsache, dass das junge Team bereits sechs Spiele in den Knochen hatte, vielleicht zu viel des Guten gewesen. Insgesamt hat die C-Jugend im Verlauf des Turniers immer bessere Lösungen gegen die defensiven Abwehrformationen gefunden und einen guten Rückzug gegen die schnellen Gegenstöße gezeigt. Ein derart überfallartiges Konterspiel sucht man hierzulande im ersten Jahr der C-Jugend definitiv vergebens – das Thema “Fehler bestrafen” ist spätestens jetzt ausreichend erläutert.
Die B-Jugend, ebenfalls mit dem jüngeren Jahrgang gemeldet, sah sich einer sehr unberechenbaren Gruppe ausgesetzt. Bereits das erste Spiel gegen Eskilstuna Guif sollte richtungsweisend für den weiteren Turnierverlauf sein. Leider zogen wir trotz guter Leistung mit 11:14 den Kürzeren. Auch wir waren mit dem Gegenstoß-Problem konfrontiert: macht man eine gute Chance in Schweden nicht rein, klingelt es spätestens nach fünf weiteren Sekunden im eigenen Kasten. Ab dem zweiten Spiel hatten wir diese Problematik besser verinnerlicht. Gegen FIF Kopenhagen gelang ein umkämpfter Sieg. Das erste Ziel der Mannschaft, die A-Playoffs zu erreichen, war zu diesem Zeitpunkt dennoch sehr wahrscheinlich schon gelaufen, denn am zweiten Turniertag hieß der erste Gegner HK Malmö, aus rein körperlicher Perspektive betrachtet eine Männermannschaft. So langsam hatten wir uns dem schwedischen Spiel angepasst: nicht nur der Gegenstoß spielt hier eine wichtige Rolle, sondern auch eine äußerst harte Abwehr. Die Niederlage gegen den Vorjahresfinalisten fiel letzten Endes ein bisschen zu hoch aus (12:19). Das letzte Vorrundenspiel gegen Hellerup Kopenhagen konnte deutlich gewonnen werden. Somit ging es am dritten Tag in die B-Playoffs. Da wir unser erstes Ziel verpasst hatten, wollten wir zumindest diese ordentich aufmischen. Und dies gelang auch: Von Spiel zu Spiel steigerte sich die Mannschaft. Das Auftaktmatch gegen das dänische Furesö war ein lockerer Gang ins Achtelfinale (17:10). Hier, gegen den Gastgeber Lugi Lund, zeigte die Mannschaft eine dominante Abwehrleistung und konnte nach einer 15:10-Führung gar die Kräfte schonen (Endstand 16:14). Die Leistungsdichte der B-Playoffs war enorm: im Viertelfinale ging es gegen Amager, ein äußerst spielstarkes und athletisches dänisches Team. Trotz überzeugender Vorstellung reichten am Ende die übrigen Ressourcen nicht und wir schieden mit einer 13:17-Niederlage aus. Insgesamt schüchterten wir viele Gegner durch eine überaus kompakte Abwehr ein, gegen die selbst die hartgesottenen skandinavischen Teams oft keine Ideen hatten. Der Erfolg der Mannschaft sollte nicht zu klein geredet werden: andere namhafte deutsche Teams wie der HC Elbflorenz Dresden oder gar die Baden-Auswahl schafften es nicht so weit bzw. genauso weit wie wir in den B-Playoffs. Unsere beiden Vorrundengegner, denen wir uns geschlagen geben mussten, erreichten das A-Viertelfinale (Malmö) und sogar das Halbfinale (Eskilstuna). Wir hatten es in der Vorrunde also bereits mit zwei ausgewiesenen Top-Mannschaften des Turniers zu tun, gegen die wir uns keineswegs schlecht verkauften. Der einzige Wehrmutstropfen bleibt, dass wir direkt das erste Spiel gegen jenes Eskilstuna durchaus hätten gewinnen können.

Während des Turniers konnten auch alte Freundschaften gepflegt (@Önnereds HK) oder aufgebaut (@Wangen, @Schleswig-Holstein, @Hong-Kong) werden. Alle anderen Geschichten außerhalb des harzigen Handballfelds, insbesondere diejenigen über Hühner, Brote und Fangesänge verlassen die schwedischen Grenzgebiete nicht.

Auch die vierte Schweden-Fahrt der DJK-Jugend schreit nach Wiederholungsbedarf. Wann und wo, das steht allerdings noch in den Polarlichtern…

Bericht: Jonathan Hansen