Wie Völkerverständigung durch Handball gelingen kann.

Pressebericht zum deutsch-ukrainischen Handballturnier der mB

Dass Sport im Allgemeinen und Handball im Speziellen dazu in der Lage ist, zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Gesellschaftssysteme verbindend zu wirken, ist kein Geheimnis. Nicht zuletzt bei der WM in Deutschland im Januar 2019 traten Nord- und Südkorea mit einem gemeinsamen Team an und schafften so einen kleinen Schritt Richtung Frieden zwischen diesen beiden Staaten. Dass Völkerverständigung durch Handball auch ganz im Kleinen geschehen kann, “er-lebten” im wahrsten Sinne des Wortes die Jugendhandballer der DJK Waldbüttelbrunn: Kürzlich waren ukrainische Sportler im Alter von 12 bis 16 Jahren (C-Jugend und B-Jugend) aus Odessa, Skvira und Chernomorsk in Waldbüttelbrunn zu Gast, um sich kennenzulernen, gemeinsam Freizeit zu verbringen, zusammen zu trainieren und sich sportlich zu messen.

2250 Kilometer Fahrt mit dem Bus nahm der Handballclub nach Waldbüttelbrunn auf sich. Die Osteuropäer lernten die Ballsporthalle kennen und besuchten die Stadt Würzburg und das Dallenbergbad. Obwohl keiner der Jungs des Englischen mächtig war, funktionierte die Verständigung mit den DJK-Spielern schnell erstaunlich unkompliziert. Dies lag einerseits daran, dass zwei Spieler aus Waldbüttelbrunn selbst ukrainischer beziehungsweise russischer Abstammung sind und daher übersetzen konnten, andererseits aber auch an der Verbindung durch den Handball als als gemeinsame Leidenschaft. Gemeinsam absolvierten die ukrainischen und deutschen Spieler zwei Trainingseinheiten. Dabei gab es einige Einblicke in die jeweils andere Handballkultur, zum Beispiel die Tatsache, dass die ukrainischen Spieler, wenn der Trainer mit ihnen unzufrieden war, zur Strafe bahnenweise Purzelbäume rückwärts machen müssen.

Mit den insgesamt vier ukrainischen Teams und zwei Waldbüttelbrunner Jugendmannschaften, dazu als “besonderer Gast” die Bayernliga-B-Jugend aus Niederraunau, die am Sonntag dazu gestoßen war, fand das gemeinsame deutsch-ukrainische Wochenende durch ein Turnier seinen Abschluss. Angestoßen wurde der Besuch von Waldbüttelbrunns Jugendleitertesm Jonathan Hansen, dem wir drei Fragen stellten:

Frage: Es ist nicht alltäglich, dass Verbindungen zwischen ukrainischen und deutschen Handball-Jugendteams entstehen. Wie kam der Kontakt zu den ukrainischen Mannschaften zustande?

Jonathan Hansen: Wir von der DJK Waldbüttelbrunn fahren seit einigen Jahren sehr gerne immer wieder zu internationalen Jugend-Turnieren. Den Organisator der ukrainischen Mannschaften, Ihor Ihnatiev, haben wir zu Ostern in Prag beim Prague Handball Cup kennengelernt. Dank seiner äußerst netten, zuvorkommenden Art kamen wir schnell ins Gespräch über ein solches Event. Terminlich hat das ganze zufälligerweise gut gepasst, weil die ukrainischen Teams auf dem Weg nach Dänemark zu einem Turnier sind. Da liegt Waldbüttelbrunn ja quasi am Weg.

Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem ukrainischen Jugend-Handball?

Hansen: In Deutschland wird viel Wert auf Disziplin auf dem Feld gelegt, in der Ukraine mehr auf Disziplin neben dem Feld. Das bedeutet konkret, dass in der Ukraine viele technisch untypische, taktisch wenig ausgegorene und handballästhetisch kaum ansehnliche Aktionen vorkommen. Dafür ist das Training sehr hart, die Spieler sind athletisch und läuferisch sehr gut ausgebildet. Hierzu muss auch gesagt werden, dass insbesondere Odessa zu den besten fünf Teams der Ukraine im Jahrgang 2004 zählt. Daher können wir mit unserem Resultat (10:11) gegen die sehr defensivstarken Jungs von der Schwarzmeerküste zufrieden sein, auch wenn wir natürlich gerne gewonnen hätten. Das Spiel um den ersten Platz, Odessa gegen den Bayerligisten Niederraunau, war dann ein äußerst hartes und umkämpftes Match, das mit Niederraunau aber einen verdienten Sieger gefunden hat.

Wie wurde der sicherlich große organisatorische Aufwand während des Wochenendes gestemmt?

Hansen: Das Ganze war ein großes Teamwork. Insbesondere zwei Spielermütter haben sich sehr engagiert, was das Kochen und die Bewirtung angeht, aber auch viele andere Elternteile waren helfend dabei. Der Sportvorstand der DJK hat sich dafür eingesetzt, dass uns die Halle und das Vereinsheim für das ganze Wochenende zur Verfügung gestellt wurde. Auch unsere eigenen Spieler haben direkt zu Ferienbeginn viel Zeit investiert, was sich aber absolut gelohnt hat. Und nicht zuletzt ist auch zu erwähnen, dass die Ukrainer selbst Schiedsrichter mitgebracht haben, die fast das komplette Turnier über gepfiffen haben. Auch dies ist eine interessante Erfahrung für unsere Spieler gewesen, sich auf eine eher unkonventionelle Linie einzustellen.

So berichtete Matthias Ernst von der Main-Post: https:/m.mainpost.de/regional/wuerzburg/Wie-Voelkerverstaendigung-durch-Handball-gelingen-kann;art736,10292483