M I: Andreas Paul übernimmt die Regie

VfL Günzburg – DJK Waldbüttelbrunn 28:29 (15:13).

Nach ihrem allerersten Sieg in Günzburg haben Waldbüttelbrunns Handballer für das obligatorische Siegerselfie in der Halle ihre Beine lang gemacht. Zuvor hatten sie beim 29:28-Erfolg – es war bereits der siebte in Serie – vor großer Kulisse auch den längeren Atem bewiesen. „Wir sind zwar richtig gut reingekommen, danach war es dann aber das erwartet schwere Spiel“, resümierte DJK-Trainer Dusan Suchy. Den Günzburgern, die während ihrer Glanzzeiten zu Beginn der 1980er Jahre in der Bundesliga mitmischen konnten, war es immer besser gelungen, ihr Angriffsspiel mit Schwung aufzubauen. „Ab der zehnten Minute war es ein offener Schlagabtausch, wobei wir uns gegen Ende der ersten Hälfte zu passiv verhalten haben“, sagte Suchy. Dadurch konnten sich die Schwaben auf 16:13 absetzen – und bauten diesen Vorsprung nach dem Seitenwechsel zunächst auf 19:15 aus.

Doch dann fingen sich die Gäste wieder – und stellten eine Abwehr, die dem Gegner kaum ein Durchkommen ließ. Wenn sich doch mal ein Günzburger durchsetzte, war Max Feuerbacher zur Stelle. Der DJK-Schlussmann entschärfte selbst die platziertesten Würfe. Im Angriff übernahm nun Andreas Paul – Spielmacher und Kapitän Manuel Feitz blieb verletzt auf der Bank – zunehmend die Regie und setzte seine Nebenleute geschickt in Szene. „Die ganze Mannschaft hat unbegrenzt gekämpft“, zeigte sich Suchy zufrieden: „Wenn ich jemanden hervorheben muss, dann sind es Max Feuerbacher und Andi Paul.“ Die Sumpfler bleiben mit diesem Auswärtscoup am noch unbesiegten Spitzenreiter aus Bad Neustadt dran, bei dem sie in zwei Wochen antreten werden.

Max Feuerbacher

Andreas Paul

Die Statistik des Spiels

Waldbüttelbrunn: Feuerbacher, Orsolic – Stumpf 4, Wolf 1, Tendera 5, Glöggler 4, Paul 4, Issing 1, Kwiatkowski 8/4, Kirchner, Renz 1, Demel 1, Meyer.

Spielfilm: 1:3 (6.), 5:5 (12.), 8:7 (15.), 10:10 (21.), 14:13 (26.), 15:13 (Halbzeit), 19:15 (36.), 20:19 (44.), 22:22 (48.), 24:26 (54.), 28:29 (Endstand).

So berichtet Jörg Rieger von der Main-Post. Mehr unter: https://www.mainpost.de/sport/wuerzburg/Friedberg-Spielfilme-Andreas-Paul-uebernimmt-die-Regie;art786,10122439

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Bericht aus Günzburg:

In einem spannenden Spitzenspiel unterlag der VfL Günzburg vor einem mit leidendem Publikum denkbar knapp mit 28:29 (15:13): Da der Tabellenzweite seine Spielkrisen besser wegsteckte und sich in der zweiten Halbzeit deutlich steigerte, ist die Niederlage nicht unverdient.

Mit Manuel Feitz fehlte den Franken der Spielmacher. So sympathisch der angehende Gymnasiallehrer ist, kam die Verletzungspause den Günzburgern nicht ungelegen, da der feine Techniker der beweglichste DJK-Rückraumspieler ist und besonders einer offensive Deckung arges Kopfzerbrechen bereiten kann. Trotz notwendiger taktischer Umstellungen erwischten die DJK-Spieler den besseren Start. Rückraumrechts Julian Stumpf und Rechtsaußen Nils Kwiatowski besorgten schnell das 0:2. Geburtstagskind Patrick Bieber, der in der ersten Hälfte eine hervorragende Partie ablieferte, parierte im Anschluss einen Siebenmeter, sonst wäre der Rückstand noch höher
geworden. Mit leichten Gästevorteilen wog das Spielgeschehen bis zum 6:7 hin und her. Dann kam der VfL immer besser ins Spiel. Die spielfreudigen Halbspieler Manuel Scholz und Pascal Buch trieben ihre Farben an und so gelang Nico Jensen beim 7:7 der umjubelte erste Ausgleich. Überhaupt war die Stimmung in der Halle prächtig Pimento, Trommler, die auch bei der Günzburger Sternenacht auftraten, heizten ordentlich ein. Stefan Knittl behielt bei seinem zweiten Siebenmeter die Nerven und traf zum 8:7, der ersten VfL-Führung: Wie aus einem Guss sah das Spiel der Günzburger Handballlieblinge in dieser Phase aus. Schnell und jugendlich Handball-begeistert, setzte sich in dieser Phase gegen einen bewusst behäbigen und routinierten Spielaufbau der Waldbüttelbrunner durch. Die Vorteile gerieten bis zur Halbzeit immer mehr in die Günzburger Wurfhände. Pascal Buck erzielte mit einem Rückraumknaller den 15:13-Pausenstand.

Zufrieden nippte der VfL -Handballfan zur Pause am Glühwein und bediente sich voller Siegeszuversicht am umfangreichen Handball-Catering-Angebot – schon das allein ist ein guter Grund am Samstagabend in Günzburg erst einmal zum Handball zu gehen. Durchgang zwei begann so wie der erste aufhörte, der VfL drückte auf das Tempo und wirkte dominant. Auch die Abwehr war sicher geworden. Manuel Scholz traf mit einem seiner unnachahmlichen Würfen zum 19:15, dem größten VfL-Vorsprung. Auch das 20:15 war schon geworfen, wieder durch den ehemaligen Niederraunauer. Doch die Schiedsrichter verwehrten dem Nichttreffer zu recht die Anerkenntnis, bei einer Abdrehbewegung touchierte er Julian Stumpf, der daraufhin vorübergehend leicht lädiert vom Feld musste. Es war eine der wenigen gut nachvollziehbaren Stürmerfoulentscheidungen des Schiedsrichtergespannes aus Gefrees. Nach Manuel Feitz fehlte damit vorübergehend der zweite Führungsspieler. Trainer Hofmeister wusste um die fette Chance. Gut dass er seine damit verbunden Hoffnungen nicht nach außen trug, denn genau jetzt kippte die Begegnung.

Der neu gemischte Rückraum der “Sumpfler” kam mit einer verhältnismäßig einfachen Angriffskonzeption innerhalb von zweieinhalb Minuten zu drei Treffern. Das plötzliche 19:18 war das Ende der Günzburger Handballherrlichkeit. Der Gast witterte Siegeslunte und war plötzlich wieder stolzer Tabellenzweiter mit nur einer einzigen Niederlage. Die “Macht vom Sumpfler” war zurück. Alles veränderte sich, die besseren Kopfbedingungen wechselten die Seiten. Den Fans wurde von nun an eine nervenaufreibendes Kampfspiel geboten. In der 46. Minute erhielt Manuel Scholz eine richtig überraschende Zeitstrafe. Nils Kwiatowski nützte dies mit neuem Selbstvertrauen zum 22:23, der ersten Gästeführung seit dem 6:7. Nicht nur auf der Anzeigentafel war die DJK nun im Vorteil, der ganze Spielverlauf war für den VfL ungünstig geworden. Die Abwehr der “Grünen” wurde dominant und plötzlich gewann auch ihr Torwart immer mehr Wurfduelle,
völlig frei und aus dem Rückraum nach fleißigem Video-Studium. Oft beherrschte er die Situation. Es war die Phase, in der die Franken immer zwei vorlegten, zweimal Jakob Hermann schaffte nervenstark den Anschluss zum 26.27 und zum 27:28. 71 Sekunden vor Schluss gelang Jonas Lehr dieses Kunststück noch einmal. 28:29! Der VfL wehrte den letzten der vielen verschleppten Angriffe ab und hatte 15 Sekunden vor Schluss den aller letzten Ballbesitz. Genügend Zeit im Handball um noch ein Unentschieden zu erzielen. Doch fehlte der klare Plan, die taktische Kälte. Mehr als ein ungünstiger Wurf kam dabei nicht heraus. Der direkte Freiwurf durch Jakob Hermann verfing sich in der hohen Mauer.

Zurecht feierte die DJK Waldbüttelbrunn einen Auswärtssieg, der phasenweise weit weg war. Der VfL hatte alles gegeben, zwischendurch aber unnötig den Kopf verloren.

Nach dem Spiel diskutierten die Fans heftig über die Schiedsrichter, ein gutes Zeichen ist das nie. Es ist schade, dass die Schiedsrichterleistungen in Bayern weitest gehend unbeobachtet bleiben. Ganz selten verirrt sich einmal offizieller Schiedsrichterbeobachter in die Rebayhalle. Und im Gegensatz zu anderen Landesverbänden und der JBLH, wo sich die Verantwortlichen sehr um die Linie ihrer Schiedsrichter kümmern, gibt es keinerlei Dialog mit den Trainern etwa durch einen Vereinsbeobachtungsbogen. Schiedsrichterschelte ist im Handball zu recht verpönt, ein Dialog über umstrittene Entscheidungsbereiche, wie an diesem Tag über die schwierige Frage “Stürmerfoul oder Siebenmeter” sollte aber möglich sein, sonst ist keine Entwicklung möglich und Unverständnis macht sich breit.

Quelle: https://www.handball-guenzburg.de/2018/12/03/bayernliga-maenner-vfl-guenzburg-djk-waldbuettelbrunn-2829-1513/