mA: Partille Cup 2022 – jeder liebt Schweden
Schweden die Fünfte – nach drei Mal Lundaspelen und ein Mal Partille Cup war es nach der viel zu langen Corona-Pause für die A-Jugend endlich wieder an der Zeit, sich für Spaß und Spiel gegen die skandinavische Elite auf den weiten Weg nach Göteborg zu machen und auf dem innerstädtischen Kunstrasen ihr Glück zu versuchen.
Diesmal entschieden wir uns für eine Fahrt mit zwei Kleinbussen (danke an dieser Stelle an die Gemeinde Waldbüttelbrunn für die Bereitstellung des Bürgerbusses) aus folgenden Gründen: Erstens, wenn man schon einen nagelneuen Vereinsbus besitzt, kann man ihn ja auch nutzen. Zweitens, bessere Flexibilität vor Ort. Drittens, wir konnten das Wochenende vor dem Turnier für eine spontane Zusatzaktivität nutzen.
Und wie: Vor drei Jahren lernten wir ebenfalls beim Partille Cup die Mannschaft Önnereds HK kennen, deren Männer in der ersten schwedischen Liga spielen. Hin und wieder wurde der Kontakt über die Jahre hinweg aufrecht erhalten, und so entstand die Idee eines gemeinsamen Trainingslagers. Am Samstag Nachmittag, direkt nach der Ankunft in Göteborg, trainierten wir mit den Jungs aus dem Stadtteil Frölunda, und am Sonntag spielten wir gegen sie. Nicht nur die herausragende Qualität der Gastgeber in der Spitze und Breite – vier schwedische Nationalspieler rundeten den 20 Mann starken Kader in hervorragender Weise ab – sondern auch der Austausch mit einer Mannschaft aus einer anderen Handballkultur war definitiv eines der Highlights der Fahrt. Dass Önnereds HK dann letzten Endes den Partille Cup gewann, freute uns natürlich am Finaltag ganz besonders.
Am Dienstag fing dann das Turnier an. Wir hatten eine herausfordernde Gruppe erwischt: neben einem unbekannten Team aus Norwegen trafen wir auf eine Mannschaft aus Sao Paulo, auf die beiden schwedischen Leistungszentren von Hammarby IF (Stockholm) und Redbergslid IK (Göteborg), deren Männerteams in der ersten schwedischen Liga spielen und auf Skanderborg HB, dem Rekordsieger des Partille Cups in der A-Jugend und der in den letzten Jahren absolut tonangebenden Talentschmiede Dänemarks.
Am ersten Tag durften wir uns mit dem norwegischen Team Åsane aus der Stadt Bergen messen, die keine große Herausforderung darstellten. Ein deutlicher Sieg sprang für uns heraus.
Der zweite Turniertag sollte wesentlich schwieriger werden. Im ersten Spiel des Tages hieß der Gegner Redbergslid. Der Traditionsverein erschien mit einer körperlich äußerst präsenten Mannschaft. Mit zwei Nationalspielern (Kreis und Rückraum Links) ausgestattet, war die Favoritenrolle natürlich klar verteilt. Insbesondere der Kreisläufer stellte uns vor eine schwierige Aufgabe, da er mit seiner Größe und seinem Gewicht nur mit zwei Leuten zu verteidigen war. Dies nutzte Redbergslid gekonnt aus und erzielte viele Tore über den Rückraum, was zu einer sechs Tore Führung für den Lokalmatador führte. Der Versuch einer offensiven Manndeckung gegen alle Spieler schmeckte Redbergslid aber überhaupt nicht, da sie nicht durch Schnelligkeit und Ballsicherheit glänzten. Infolgedessen holten wir Tor um Tor auf, hängten den Mittelblockern die ein oder andere Zeitstrafe an und wussten durch schnelles Angriffsspiel zu überzeugen. Leider hatte Redbergslid in der Schlussphase einen sehr präsenten Torhüter, weswegen uns der Ausgleich in der letzten Minute nicht gelang und wir das Spiel mit zwei Toren verloren.
Im nächsten Spiel gegen Hammarby war die Favoritenrolle ähnlich verteilt; dennoch rechneten wir uns hier mehr aus als gegen Redbergslid, weil Hammarby keine Einzelspieler mit der selben herausragenden Qualität mitbrachte. Wir kamen gut ins Spiel und gingen schnell in Führung. Hammarby stellte auf ein sieben gegen sechs um, das uns vor eine große Aufgabe stellte, da diese taktische Maßnahme wirklich gut ausgespielt war. Wir verloren das Spiel wie gegen Redbergslid mit zwei Toren, was uns wesentlich mehr ärgerte, da wir mit unserer Abwehrleistung nicht zufrieden waren und damit im Prinzip die Teilnahme an den A-Playoffs verpasst hatten (die ersten drei Teams jeder Gruppe erreichten diese Finalrunde).
Somit ging es am dritten Tag um eine gute Ausgangslage für die B-Playoffs. Zunächst war ein Sieg gegen BRH aus Sao Paulo die klare Zielsetzung. Dies erreichten wir souverän und konnten allen Spielern dabei Verantwortung übertragen. Die Brasilianer hatten zwar einen guten Zug zum Tor, jedoch nicht die gleiche technische und taktische Qualität wie die skandinavischen Teams.
Somit konnten wir frisch und motiviert ins letzte Gruppenspiel gegen Skanderborg gehen. Das dänischen Vorzeigeleistungszentrum, das Ausbildungsstätte von einigen der größten Talente im Welthandball war und ist, ging mit dem deutlich artikulierten Anspruch ins Turnier, letzten Endes den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Die letzten vier Male gelang den Mitteldänen dies auch, was den Respekt vor dieser Mannschaft dementsprechend nicht schmälerte. Mit einer körperlich herausragenden Mannschaft, die insbesondere in der Abwehr zu überzeugen wusste, gewannen die Skanderborger nahezu alle ihre Spiele in der Vorrunde mit sehr deutlichem Vorsprung. Immerhin die ersten gut 20 Minuten hielten wir ordentlich mit und konnten einige kreative Überraschungsmomente setzen. Nach einem harten Gesichtstreffer gegen unseren einzigen Torhüter, der auch noch drei Jahre jünger war als seine Mit- und Gegenspieler, ging das Spoel für uns allerdings ein wenig bergab. Die Partie endete 19:10 (Spielzeit 30 Minuten), was in Anbetracht der Masse an dänischen und norwegischen Nationalspielern trotzdem ein achtbares Resultat darstellte.
Somit standen für uns als Gruppenvierter die B-Playoffs an. Lustigerweise bekamen wir es aus Zufall hier ausschließlich mit Zweitvertretungen der Leistungszentren aus der Vorrunde zu tun. In der ersten Runde gegen Hammarby 2 zeigten wir eine souveräne Leistung und gewannen das Spiel relativ fehlerfrei mit zehn Toren Vorsprung. Beachtlich war dies sicherlich aufgrund der Personalsituation, da wir von nun an aufgrund des Gesichtstreffers gegen den Torhüter mit einem Feldspieler im Tor antreten mussten. Wir machten aus der Not eine Tugend und nutzen die Situation für sieben gegen sechs aus, indem wir den neuen Torhüter immer mit vor in den Angriff nahmen. Zusätzlich musste einer unserer beiden Linkshänder auch noch zur ukrainische Nationalmannschaft abreisen. Addiert mit dem Ausfall von ohnehin vier wichtigen Spielern war dies ein personeller Aderlass, der im besagten Spiel gegen Hammarby 2 beachtlich aufgefangen werden konnte.
Im nächsten Spiel gegen Skanderborg 2, das Achtelfinale, wurde es allerdings nicht leichter. Beim deutlichen Halbzeitrückstand von fünf Toren schienen nur noch wenige Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz an uns zu glauben. Doch wir kämpften uns zurück, gingen sogar in Führung und hatten dann beim Stand von unentschieden den letzten Angriff, um das Spiel für uns zu entscheiden. Leider zählte unser erzieltes Tor aufgrund einer etwas intransparenten Zeitmessung des Schiedsrichters nicht mehr. Im darauf folgenden Golden Goal zogen wir durch einen Treffer ins leere Tor den Kürzeren und schieden somit aus dem Turnier aus.
Den Finaltag nutzten wir, um unsere Freunde aus Önnered anzufeuern. Hier gibt es sicherlich ein Wiedersehen spätestens beim nächsten Turnier.
Unterm Strich bleiben folgende Erkenntnisse stehen:
– Handball auf Kunstrasen ähnelt Hallenhandball wesentlich mehr als man denkt und die Mischung aus Harz und Granulat riecht unglaublich gut.
– Nach zwei Jahren Zwangspause endlich wieder ein internationales Handballturnier! Das hat eine lange Zeit gefehlt…
– In Schweden werden Fehler auf dem Handballfeld nach wie vor konsequent bestraft. Auch die in der Abwehr zugelassene Härte sollte dringend auf den deutschen Handball adaptiert werden.
– Top Organisation (wenn auch diesmal “nur” für 1100 Mannschaften), top Atomsphäre und top Gastgeberstadt.
– Spaß und Gemeinschaft konnten herausragendend gelebt und ausgeprägt werden. Dazu trug sicherlich auch die Stadt Göteborg mit ihren Attraktionen und der sehenswerten Natur in der Umgebung bei. Tolles Turnier plus tolle Stadt ist natürlich ein wunderbares Nest für optimales Teambuilding.