M II: Unterzahlspezialisten des SV Michelfeld sind nach Sieg in Waldbüttelbrunn auf Bezirksoberliga-Titelkurs

Bericht: Uli Sommerkorn, Mainpost vom 05.03.24; Foto: Julien Becker

Enttäuschung bei (von links) Lukas Lutz und Malte Tobaben von der DJK Waldbüttelbrunn II.

Ein Handball-Spitzenspiel mit Vorgeschichte, die eine sportgerichtliche Auseinandersetzung in drei Instanzen und den Verlust eines sicher geglaubten Landesliga-Startplatzes beinhaltet.

 Männer II, BOL am 02.03.2024 
 DJK Waldbüttelbrunn – SV Michelfeld 23:25 (11:13) 

Als sich am frühen Samstagabend in der Waldbüttelbrunner Ballsporthalle die Handballer der gastgebenden DJK-Reserve und des SV Michelfeld 75 Sekunden vor Ende des Bezirksoberliga-Spitzenspiels zur letzten Auszeit versammelt hatten, da schallte es von der Tribüne: “Hier regiert der SVM!” Hörbare Vorfreude auf einen Sieg beim Stand von 21:24 – und kurz darauf feierten Michelfelder Spieler und Anhänger dann auch ihren 25:23 (13:11)-Auswärtserfolg, der die Blau-Weißen dem Titelgewinn und dem damit verbundenen Landesliga-Aufstieg ein gutes Stück näherbringt.

Gut zehn Monate zuvor hatten die Michelfelder schon einmal die Bezirksoberliga-Meisterschaft und den Landesliga-Aufstieg gefeiert. Allerdings gingen die Waldbüttelbrunner den Weg vor diverse Sportgerichte, um gegen Punktabzüge für ihr Reserveteam vorzugehen. Mit der Folge, dass die Punktabzüge in dritter Instanz vom Bundesgericht des Deutschen Handballbundes kassiert wurden und Michelfeld drei Wochen vor Rundenbeginn seinen Startplatz in der Landesliga verlor.

Da allerdings auch die DJK Waldbüttelbrunn nicht aufsteigen durfte, kam es in dieser Saison zum Wiedersehen zwischen den Kontrahenten im Titelrennen der Bezirksoberliga. Erstmals am 14. Oktober 2023 beim Michelfelder 29:28-Heimsieg, bei dem einigen aufseiten des SVM noch die Erbitterung über das Vorangegangene anzumerken gewesen war.

Beim Rückspiel nun in Waldbüttelbrunn ging es zwar auch zur Sache, richtig giftig war die Partie allerdings nicht: “Wir haben alles reingehauen. Aber auch in so einem Spitzenspiel muss man mit Spaß reingehen, das haben wir versucht”, schilderte SVM-Trainer Andreas Kister seine Herangehensweise, ergänzte aber auch: “Vorgeschichte hin oder her – wir hatten noch eine Rechnung offen.”

Seine Mannschaft war das Team mit der größeren Cleverness gewesen, das gestützt auf einen starken Keeper Fabian Tatzel und einen umsichtigen Spielmacher Lukas Möslein in der ersten Hälfte Vorteile besaß. Selbst als Waldbüttelbrunn nach der Einwechslung seines Torhüters Janis Ketesdi nach der Pause Oberwasser bekam und mit 17:15 in Führungen ging, verloren die Gäste nicht den Faden. Etwas mehr als fünf Minuten vor Schluss ging der SVM durch ein Gegenstoßtor von Christoph Schardt beim 21:20 wieder in Führung.

Nur Sekunden später kassierte der Michelfelder Linksaußen wegen eines Foulspiels eine Zwei-Minuten-Strafe und gleich darauf wegen Meckerns noch eine Hinausstellung obendrauf, was dazu führte, dass der Gast in dieser wichtigen Phase vier Minuten lang in Unterzahl spielen musste. Die dezimierten Michelfelder warfen in diesem Zeitraum jedoch drei Treffer, Waldbüttelbrunns Reserve traf nur einmal, was die Vorentscheidung bedeutete.

“Die glücklichere Mannschaft hat gewonnen”, erklärte Waldbüttelbrunns Coach Marcus Müller. “Eigentlich hat Michelfeld das Spiel nicht gewonnen, sondern wir haben es verloren. Wir haben die Bälle regelrecht hergeschenkt und schaffen es in der Endphase nicht, aus Überzahlsituationen Tore zu erzielen.”

Nach diesem Spiel hat Müllers Team bei vier Punkten Rückstand auf den SVM kaum noch Titelchancen, die Meisterschaftsentscheidung dürfte zwischen den erstplatzierten Michelfeldern und dem Zweiten TG Heidingsfeld fallen. Beide stehen sich am Samstag, 23. März, in der Michelfelder Heimspielstätte in Marktsteft gegenüber. Sollte SVM die Partie verlieren, müsste er dann ausgerechnet auf die Waldbüttelbrunn Reserve hoffen. Denn die hat am letzten Spieltag am 4. Mai die Heidingsfelder zu Gast.

 

Waldbüttelbrunn: Schöler (1. – 30.), Ketesdi (31. – 60.), Bleifuß (n. e.) – Spanheimer, L. Becker 2, Gutbrod, Dehmer, Rieger, Tobaben 4, Meyer, Kirchner 10/5, Lutz 5/1, Grimmer 1, Hohmann 1.